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Bukit Lawang – unser unvergessliches Abenteuer im Dschungel

Der Regen trommelt in der Nacht auf das Planendach über uns, während wir in unserem Shelter im Herzen des Gunung-Leuser-Nationalparks liegen. Ein Tag voller Abenteuer liegt hinter uns, und vor uns nur der undurchdringliche Dschungel, seine Geräusche, seine Lebendigkeit. Die Luft ist warm und schwer, gefüllt mit dem Duft nasser Erde und feuchtem Holz. Das gleichmässige Prasseln des Regens wirkt fast beruhigend. Wir liegen auf unseren Matten und lassen die Erlebnisse des Tages noch einmal vor unserem inneren Auge ablaufen. Doch fangen wir von vorne an – unser Erlebnis in Bukit Lawang beginnt bereits mit der holprigen Anreise.

Wo liegt Bukit Lawang und wie kommt man hin?

Bukit Lawang ist ein kleines Dorf am Rand des Gunung-Leuser-Nationalparks im Norden von Sumatra, Indonesien. Es ist das Tor zu einem der letzten tropischen Regenwälder der Erde, in dem die stark bedrohten Sumatra-Orang-Utans noch in freier Wildbahn leben. Unsere Reise startete in Medan, der Hauptstadt der Provinz Nord-Sumatra. Medan ist per Flugzeug von vielen indonesischen Städten aus erreichbar. Wir selbst kamen mit aus Banda Aceh, ein kurzer Flug von etwa einer Stunde. Der Flughafen Kualanamu liegt etwas ausserhalb der Stadt, und von dort aus organisierte Thomas von Thomas Jungle Tours den Transfer für uns.

In einem kleinen Minivan machten wir uns auf den rund vierstündigen Weg nach Bukit Lawang. Die Fahrt führte uns aus dem urbanen Chaos Medans hinaus, vorbei an Palmölplantagen, kleinen Dörfern und üppiger Natur. Doch je näher wir unserem Ziel kamen, desto holpriger wurde die Strasse. Wer schnell reisekrank wird, sollte sich auf einige Schlaglöcher und ruckelige Abschnitte gefasst machen. Doch die Vorfreude überwog – mit jedem Kilometer kamen wir dem Abenteuer ein Stück näher. Der Preis für den Transfer: 700.000 IDR (rund 40 Euro).

Ankunft in Bukit Lawang – unser erstes Gefühl

Bukit Lawang empfängt uns im Dunkeln, mit einer entspannten Atmosphäre, freundlichen Gesichtern und dem beruhigenden Rauschen des Flusses Bohorok. Die Natur ist überwältigend – üppiges Grün, der laute Gesang der Zikaden, die allgegenwärtige Feuchtigkeit in der Luft. Für einen Touristenhotspot ist es hier überraschend ruhig. Keine lauten Karaokepartys, kein Klirren von Gläsern oder Flaschen. Nur das sanfte Murmeln des Wassers und das Summen der tropischen Nacht.

Unsere Unterkunft, das Thomas Retreat, liegt direkt am Wasser – einfach, aber sauber. Das Zimmer mit Aircondition kostet 350.000 IDR (ca. 20 Euro) pro Nacht. Hier essen wir nach unserer Ankunft schnell etwas und lassen uns dann ziemlich erschöpft auf die Betten fallen, lauschen den fremden Geräuschen und lassen uns von der Aufregung des kommenden Tages wachhalten. Was erwartet uns? Wie nah werden wir den Orang-Utans wirklich kommen?

Der Gunung-Leuser-Nationalpark

Bevor wir uns auf unsere Dschungeltour begeben, lohnt sich ein Blick auf diesen einzigartigen Ort. Der Gunung-Leuser-Nationalpark ist eines der letzten grossen zusammenhängenden Regenwaldgebiete Südostasiens. Mit einer Fläche von über 7.900 km² ist er nicht nur Heimat der bedrohten Orang-Utans, sondern auch von Tigern, Elefanten, Nashörnern und unzähligen anderen Tierarten. Es gibt hier dichte, niedrige Dschungelgebiete, aber auch hohe Berge – der höchste Gipfel, der Gunung Leuser selbst, ragt auf beeindruckende 3.119 Meter empor. Die Wanderungen sind teilweise steil und fordernd, mit Anstiegen, die die Oberschenkel brennen lassen. Wir selbst würden auf unserer Route nicht bis in die höchsten Lagen vordringen, doch schon unsere Tour würde uns einiges abverlangen.

Die 2D/1N-Dschungeltour: ein echtes Abenteuer

Und die starten wir auch direkt am nächsten Morgen: Nach einem frühen Frühstück beginnt unser zweitägiges Dschungelabenteuer. Unser Guide Agil, ein erfahrener Einheimischer mit beeindruckendem Wissen über den Regenwald, führt uns gemeinsam mit einem weiteren Gast aus Deutschland tief in den Dschungel. Schon nach wenigen Minuten ein erster Gänsehautmoment: Eine grüne Viper liegt zusammengerollt im Baum, perfekt getarnt im Blattwerk. Vorsichtig umgehen wir sie – eine eindrucksvolle Erinnerung daran, dass wir Gäste in diesem wilden Ökosystem sind.

eine grüne viper im gunung leuser nationalpark bei bukit lawang auf sumatra.

Bereits in der ersten Stunde steigen auch schon die Schweissperlen auf unsere Stirn. Der Weg ist steil, die Luftfeuchtigkeit hoch. Wir schnaufen, fluchen – aber vergessen alles, als wir die ersten Orang-Utans entdecken. Sanft schwingen sich Mutter und Kind von Ast zu Ast, neugierig, aber wachsam. Es ist ein unbeschreiblicher Moment, die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu erleben. Ihr Fell leuchtet rötlich in der Morgensonne, ihre Bewegungen sind geschmeidig und kraftvoll zugleich. Wir sind sprachlos – doch der Dschungel hält noch weitere Überraschungen bereit. Nachdem Mutter und Sohn aus unserem Blickfeld verschwunden sind, machen wir eine kurze Trinkpause. Kurz bevor es weitergehen soll, dann die Info von dem Guide einer anderen Gruppe: die Orang-Utans kommen zurück! Und dieses Mal schwingen sie sich nicht etwa weit entfernt durch die Bäume, sondern hängen gemütlich zwischen den Ästen. Hier lassen sie sich aus sicherer Distanz fotografieren und wirken dabei fast, als würden sie vor der Kamera posieren.

Neben den Orang-Utans begegnen wir im Laufe des Tages weiteren faszinierenden Primaten. Thomas-Languren mit ihren auffälligen, spitzen Frisuren schwingen sich elegant durch die Baumkronen. Ihre Bewegungen sind federleicht, ihr Ruf klingt wie ein leises Pfeifen. Dann, fast unbemerkt, entdecken wir hoch oben in den Ästen White-Handed-Gibbons. Sie sind scheuer als die Orang-Utans und beobachten uns aus sicherer Entfernung. Später hören wir die weit hallenden Rufe der Black-Handed-Gibbons – ein lautes Echo, das durch den Dschungel hallt. Auch Makaken sind allgegenwärtig, mal frech, mal neugierig. Besonders beeindruckend sind auch die Pig-Tail-Affen, die sich durch das Unterholz bewegen und mit ihren markanten Gesichtern beinahe menschlich wirken. Jedes dieser Tiere erzählt seine eigene Geschichte, jedes von ihnen fügt sich ein in dieses lebendige Ökosystem.

Neben den Primaten entdecken wir später noch zwei weitere beeindruckende Bewohner des Dschungels: Ein Argusfasan huscht durch das Unterholz, sein geflecktes Gefieder perfekt an die Umgebung angepasst. Er bewegt sich scheu und vorsichtig und verschwindet genauso lautlos, wie er gekommen ist. Hoch oben in den Baumwipfeln erspähen wir zudem ein Sumatra-Riesenhörnchen, das sich mit eleganten Sprüngen von Ast zu Ast bewegt.

Blutegel, Schweiss und Flussbäder

Der Tag vergeht und wir wandern unermüdlich weiter. Der Dschungel fordert uns heraus – nicht nur mit steilen Anstiegen, sondern auch mit seiner tierischen Vielfalt. Die Hitze drückt, unsere Kleidung klebt am Körper. Bertal macht ungewollt Bekanntschaft mit einem Blutegel. Die kleine Wunde sieht schlimmer aus, als sie ist – doch der Blutfleck auf seinem Shirt erzählt eine dramatische Geschichte. Am Abend im Lager angekommen, waschen wir das Shirt im Fluss und springen gleich auch ganz mit hinein. Eine willkommene Abkühlung und genau das, was wir nach diesem aufregenden Tag gebraucht haben.

Kochen mitten im Dschungel

Mit dem einsetzenden Regen ziehen wir uns in die Shelter zurück. Und hier wartet auch schon das nächste Highlight auf uns: ein frisch zubereitetes Abendessen, mitten im Dschungel. Gekocht mit einfachsten Mitteln, auf offenem Feuer, hier in unserem kleinen Lager am Flussufer.

Wir sitzen auf dem Boden, das Essen dampft vor uns. Reis, Gemüse, Sambal, Fisch und Hühnchen – für Miriam gibt es eine speziell zubereitete vegane Variante mit Tempeh und Tofu. Sicher eines der besten Essen auf unserer gesamten Reise.
Die Stimmung ist gelöst, wir lachen, teilen unsere Eindrücke des Tages und lösen gemeinsam Rätsel, die uns die Guides stellen. Der flackernde Schein der Kerzen wirft tanzende Schatten an die dünnen Holzwände und kurz bevor wir uns in unsere Betten begeben, gesellt sich eine Gottesanbeterin zu uns. Es ist einer dieser besonderen Momente, in denen wir uns fernab der Welt fühlen und doch so verbunden mit der Natur und den Menschen um uns herum.

Müde, aber glücklich legen wir uns auf unsere Matten im Shelter. Der Regen setzt ein, prasselt auf das Dach aus Planen und Blättern. Eingewickelt in unsere Hüttenschlafsäcke schlafen wir überraschend schnell ein – begleitet von den Geräuschen des Dschungels, der nie ganz zur Ruhe kommt.

Der zweite Tag: Zurück durch den Regenwald und Tubing

Nach einem einfachen, aber stärkenden Frühstück packen wir zusammen und wandern weiter. Die Wege sind nach dem nächtlichen Regen rutschiger, die Luft feuchter. Gegen Mittag erreichen wir den Fluss – und erleben das wohl spassigste Finale unserer Tour: Tubing. Auf aufgeblasenen Reifen lassen wir uns den Bohorok hinuntertreiben. Das Wasser trägt uns zurück, das Lachen unserer Gruppe hallt über das rauschende Wasser. Die Guides singen den berühmten „Dschungel-Song“, während wir uns treiben lassen. Ein perfekter Abschluss.

Ein Erlebnis für die Ewigkeit

Unsere Zeit in Bukit Lawang war herausfordernd, schweisstreibend – und absolut unvergesslich. Die Begegnungen mit den Orang-Utans, das Übernachten im Dschungel und die wilde Rückfahrt auf dem Fluss machten die Tour zu einem der grössten Highlights unserer Reise. Wer nach Sumatra kommt, sollte sich dieses Abenteuer nicht entgehen lassen. Hier, im Herzen des Gunung-Leuser-Nationalparks, schlägt das wilde Herz der Natur – und wir durften es für einen Moment spüren.

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