church on a hill in raron swiss alps
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Heimat-Urlaub im Wallis – Teil 2: Walliser Dörfer

Ferien im Wallis – was wir in den Bergen Spannendes erlebt haben, davon haben wir euch in unserem ersten Beitrag unserer Heimat Urlaub im Wallis-Reihe berichtet.

Aber nicht nur die Berge, sondern auch die urigen Dörfer mit ihren sonnengeschwärzten Holzfassaden gehören zum Wallis einfach dazu. Natürlich könnt ihr aber an jeder Ecke in diesem Kanton wunderschöne alte Dörfer finden. Daher haben wir uns als Tipp für eure Ferien im Wallis drei besonders schöne Orte mit viel Charme und einem kleinen Extra herausgesucht.

Walliser Dörfer

Sonnengegerbte Holzhäuser mit bunten Fensterläden und farbenfroh bepflanzten Blumenkästen: die Walliser Architektur ist traumhaft schön. Wohnhäuser wechseln sich mit Ställen und Speichern ab und fügen sich hervorragend in die bergige, grüne Landschaft. Teilweise findet sich diese Bauweise nur im alten Ortskern, gelegentlich gibt es aber noch ganze Ortschaften, die von den eher unattraktiven 60er-Jahre-Bauten verschont geblieben sind. Drumherum tummeln sich Walliser Schwarznasenschafe, jede Menge Kühe und Walliser Schwarzhalsziegen. Im Frühjahr erblühen die reichhaltigsten Blumenwiesen in den schönsten Farben. Wenn die Welt hier nicht in Ordnung ist, wo dann?

Das Rilke-Dorf Raron

old buildings in Raron
Der historische Kern Rarons

Unseren Ausflug nach Raron starten wir an unserer Wohnung in Visp. Zunächst fahren wir zehn Kilometer auf einem gut ausgebauten Radweg im Rhonetal in Richtung Westen. Vorbei an sattgrünen Wiesen und Koppeln, plätschernden Bächen und kleinen Siedlungen.
Im alten Kern Rarons stellen wir dann unsere Räder ab, bestaunen die schönen traditionellen Häuser und folgen den verwinkelten Gassen. Die Bauten erstrecken sich einen kleinen Hügel hinauf, auf dem wir schließlich an der Kirche und dem Burgfriedhof Rarons angelangen. Kein unbekannter Ort – denn hier liegt unter anderem der Schriftsteller Rainer-Maria Rilke auf eigenen Wunsch begraben. Eindrucksvoll thront die spätmittelalterliche Kirche über dem seither zu einem Städtchen herangewachsenen Raron. Auf der gegenüberliegenden Seite des Tals kann man hoch oben auf den Bergen die Örtchen Eischoll und Unterbäch sehen, die über eine Seilbahn mit Raron verbunden sind.

church on a hill in raron swiss alps
Die Burgkirche von Raron

Außerdem hat Raron eine Felsenkirche zu bieten, die wir allerdings leider wegen Corona nicht besichtigen konnten. Die Kirche ist direkt unterirdisch in den Fels hineingebaut und liegt genau unter der alten Burgkirche.


Für Ferien im Wallis ist Raron ein idealer Ausgangspunkt. Durch den Bahnhof ist es ein leichtes, im Rhonetal nach Osten oder Westen zu gelangen. Mit den Seilbahnen sind auch die ersten Höhenmeter schnell geschafft. Rundherum laden tolle Landschaften zum Radfahren, Wandern und Entdecken ein.


Das UNESCO-Weltnaturerbe Niedergesteln


Von Raron aus machen wir uns mit dem Rad auf in den nächsten Ort. Nach nur fünf Minuten Fahrt erreichen wir Niedergesteln. Auch über diesem hübschen Dorf erhebt sich ein kleiner Hügel – hier finden sich allerdings keine Kirchen, sondern die Überreste einer alten Burg aus dem 12. Jahrhundert. Unterhalb dieser führt eine enge, eiszeitliche Höhle durch den Fels, die wir natürlich ebenso auskundschaften wie die Burgruine.
Anschließend schlendern wir durch die Ortschaft, die uns sogar noch ein Stückchen schöner erscheint als Raron. Völlig zu Recht gehört ein großer Teil Niedergestelns zum UNESCO-Weltnaturerbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch.

Der Dorfplatz von Niedergesteln


Bei unserem gesamten Besuch ist es sehr ruhig in den Gassen von Niedergesteln, nur ein durchgehendes Rauschen hinterlegt die Kulisse. Schnell machen wir die Ursache des Geräuschs ausfindig: in einer beeindruckenden Schlucht hat sich ein Wasserfall gebildet, dessen Rauschen vor allem Bertal wie magisch anzieht. Wir öffnen also das kleine Gartentor, das die Jolischlucht vom Rest des Dorfes trennt und spazieren in Richtung des Wasserfalls. Obwohl es an diesem Tag superwarm ist, schlägt uns hier eine unglaubliche Kälte entgegen. Die hohen Felswände verschlucken Tageslicht und Wärme und bauen sich imposant vor uns auf. Das glasklare, kalte Wasser fällt tief im Innern der Schlucht einige Meter in die Tiefe.


Abenteuer Hängebrücke


Nachdem wir dieses Naturspetakel einige Zeit auf uns haben wirken lassen, ist es eigentlich längst Zeit zu gehen. Auf dem Rückweg entdecke ich jedoch auf einem Wanderwegweiser das Wort “Hängebrücke”.
Hier in der Schweiz haben Bertal und ich neben unserer Faszination für Wasserfälle auch die Hängebrücken für uns entdeckt. Also können wir uns auch diese Brücke nicht entgehen lassen. Schnell in der Wanderapp outdooractive geschaut – und tatsächlich sollte uns nur ein 45-minütiger Fußmarsch von der Brücke trennen.
Also entschließen wir uns kurzerhand um und schlagen den Weg in Richtung Brücke ein. Der führt direkt hinter einem kleinen Holzhaus am Dorfplatz entlang und dann bergauf. Und bergauf. Und weiter bergauf. Der steile Hang, an dem wir unterwegs sind, scheint kein Ende zu nehmen.

Nach doch etwas mehr als 45 Minuten erreichen wir die Hängebrücke, die über die Jolischlucht führt, die wir gerade eben noch von unten bestaunt hatten. Unter uns rauscht das Wasser und die Brücke scheint ein eher wackliges Exemplar zu sein. Zügigen Schrittes überqueren wir sie. Der Weg hat sich gelohnt: Der Blick in die Schlucht und vor allem wieder hinaus ins Tal ist beeindruckend.

suspension bridge in wallis, switzerland
Bertal auf der Hängebrücke

Da es nun aber bereits nach 19 Uhr ist, machen wir uns bald voller neuer Eindrücke auf den Weg nach Hause. Dieses Mal nutzen wir einen anderen Radweg, einen der direkt an der Rhone entlangführt. Die golden Hour ist hier unbeschreiblich schön und taucht die Landschaft in ein tolles Licht, das sich hier am Wasser von seiner schönsten Seite zeigt.

Der Ferienort Mühlebach

Wer seine Ferien im Wallis verbringen möchte, stößt bei seiner Suche früher oder später sicherlich auf Mühlebach. Der kleine Ort liegt nordöstlich von Visp und ist mit der Matterhorn-Gotthard-Bahn in rund einer Stunde Fahrt zu erreichen.

Wir besuchen Mühlebach rund einen Monat nach unserem Ausflug nach Raron und Niedergesteln. Schon um 5.30 Uhr geht es mit der Bahn los. Denn Mühlebach ist zum einen ein sehr beliebter Ort für Ferienwohnungen im Wallis, zum anderen hat das Dorf seit 2015 ein ganz besonderes Highlight zu bieten: die Goms Bridge.

Die Goms Bridge von Fürgangen nach Mühlebach


Mit rund 280 Metern Länge und einer Höhe von 92 Metern ist sie zwar nicht die längste Hängebrücke der Welt, aber trotzdem ein besonders beeindruckendes Exemplar. Durch ihren Boden aus heimischem Lärchenholz ist sie ein tolles und besonders oft gewähltes Fotomotiv. Sie verbindet die beiden Ortschaften Fürgangen und Mühlebach, die früher durch die Lammaschlucht und die wilde Rhone getrennt waren.

Wir erreichen die Bahnstation Fürgangen-Bellwald gegen 7 Uhr morgens und machen uns direkt auf zur Brücke. Es dauert keine 5 Minuten und wir stehen im frühen Morgenlicht vor der beeindruckenden Brücke. Während es mir recht leicht fällt, in 92 Metern Höhe über die schaukelnde Goms Bridge zu laufen, bereitet es Bertal mit seiner Höhenangst ab und an kleine Schwierigkeiten. Dazu kommt, dass es an diesem Morgen sehr windig ist und das auf halbem Wege auch deutlich zu spüren ist.

Die Goms Bridge im Morgenlicht

Aber unser Plan geht auf: Gut eine halbe Stunde sind wir ganz allein an der Brücke, bis uns die ersten Wanderer begegnen. Nachdem wir uns sattgesehen und eine Menge Fotos gemacht haben, geht es nun endlich ganz rüber, bis in das Dorf Mühlebach.

Wander-Ferien in Mühlebach

Mühlebach ist ein wunderschöner Ferienort im Wallis. Hier finden sich malerische Häuser und der älteste Dorfkern der Schweiz in Holzbaubauweise. Teilweise stammen die alten Gebäude noch aus dem 14. Jahrhundert. Mit mehreren Restaurierungsrunden wurden sie gut erhalten und sind teilweise heute noch bewohnt. Rundherum bietet die Natur zahlreiche Möglichkeiten für Ausflüge, Wanderungen und Biketouren.

Wir schlendern ein wenig durch den hübschen Ort, vorbei an der kleinen Kapelle der heiligen Familie, die auf einem kleinen Hügel liegt und einen tollen Ausblick bietet.

Die Kapelle der heiligen Familie

Anschließend geht es für uns ein Stückchen den Wald hoch. Der “Zauberwald” bietet einen bequemen Wanderweg entlang einer Suone, also eines kleinen Wasserlaufs, bis hinein ins nächstgelegene Dorf Ernen. Auf dem Weg machen wir kurz auf einer Blumenwiese Halt für ein Frühstück.

Frühstück im Blumenfeld

Nachdem wir den Rest der Strecke gemütlich zurückgelegt und uns auch das kleine Örtchen Ernen angeschaut haben, ist es erst 11 Uhr. Der Vorteil des frühen Aufstehens: Der gesamte Tag liegt noch vor einem, selbst wenn man schon die größten Abenteuer erlebt hat. Also zieht es uns zurück auf den Wanderweg. Das Ziel dieses Mal: Chäserstatt. Der Ferienort liegt auf knapp 1800 Metern Höhe über Mühlebach und bietet einen spektakulären Ausblick ins Rhonetal. Nach ca. 2,5 Stunden Aufstieg sind wir oben angekommen. Dort trinken wir erst einmal ein selbstgebrautes Bier auf der großen Sonnenterrasse des ansässigen Lokals. Dann müssen wir aber auch ziemlich schnell wieder hinunter – der Himmel zieht sich zu und die dunklen Wolken verheißen nichts Gutes.

Wir entscheiden uns dazu, den längeren, dafür aber asphaltierten Weg zu nutzen, da es immer stärker regnet. Glücklicherweise hält ein netter Mann mit seinem Quad neben uns und bietet an, uns mit bis nach Mühlebach zu nehmen. In rasender Geschwindigkeit fährt er die Serpentinen hinunter, der Regen prasselt dabei in unsere Gesichter. Unten angekommen suchen wir vergeblich nach einer Unterstell- oder Einkehrmöglichkeit. Die Cafés sind allerdings entweder coronabedingt geschlossen oder schon längst voll. So bleibt uns nichts anderes übrig, als im strömenden Regen über die Brücke zurück zur Bahnstation zu laufen. Und zu hoffen, dass wir den nächsten Zug noch erwischen, denn ansonsten stünde uns eine geschlagene Stunde Warten im Regen bevor.

Wir haben Glück: Gerade als der Zug einfährt, erreichen wir triefend nass die Station Fürgangen-Bellwald. Wir lassen uns geschafft auf die Sitze fallen und fahren mit einem schönen Tag voller Erlebnisse im Gepäck nach Hause.


Habt ihr noch mehr Tipps für schöne Dörfer und Ferien im Wallis? Schreibt uns einfach über kontakt@sofarawayfromberlin.de oder hinterlasst uns einen Kommentar.

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